Die
Obere Lobau, Teil des Nationalparks Donauauen, ist aus mehrerer Hinsicht
ein pfundiges Erlebnis: Einerseits durchschreitet man eines der letzten
intakten Augebiete Europas, zum anderen wandelt man hier auf geschichtlich
bedeutsamen Pfaden: Napoleon hat sich hier auf die Schlacht bei Aspern
gegen Erzherzog Karl am 21. und 22. Mai 1809 vorbereitet.
Die Rundumadum-Etappen 14-16 lassen sich zu einem eindrucksvollen, naturnahen
und interessanten Wandertag für historisch Interessierte, aber
auch für Familien mit Kindern verbinden.
Die
vernebelte Dechantlacke unterstreicht die Melancholie des Herbstes
Der Josefsteg führt über/durch den Sumpf
Der
Napoleonstein erinnert an die Schlacht von Aspern
Ausgangspunkt ist das Gasthaus "Roter Hiasl"
(91A) bei der Steinspornbrücke an der Raffineriestraße.
Kurz den Biberhaufenweg lang, bis man rechts gleich
der Dechantweg direkt in den Nationalpark Lobau/Donau Auen einschwenkt.
Gleich am Eingang das Nationalparkhaus Wien Lobau,
ein Informationszentrum, das auch die Ausstellung TonAU
und die Waldschule Lobau beherbergt, wo man in den
Genuss besonderer (Hör)Erlebnisse kommt: So hüpft etwa ein
Grasfrosch über eine Wiese, Vogelgezwitscher erklingt im Hintergrund,
Bibern kann bei ihrer Arbeit zugesehen, Urwald also hautnah erlebt und
in die Flusslandschaft Donau-Auen eingetaucht werden.
Nun aber
selbst in die Au eingetaucht. Kurz auf Asphalt den Dechantweg lang an
einem Reitverein und einer Imbissstube vorbei auf breiter ebener Straße
mitten ins Auwaldgebiet. Die Wege sind auf dieser Tour übrigens
allesamt kinderwagentauglich, also eben und gut befestigt. Nach dem
sog. Biberhaufen das erste Feuchtbiotop: der Naturbadeplatz
"Dechantlacke", eine jener Kostbarkeiten,
die die Au zu dem gemacht hat, was sie ist: Wasserwald.
Tipp:
Will man alleine sein und diese Seen in all ihrer Schönheit und
Anmut erleben, empfiehlt es sich die Tour außerhalb der Badesaison,
also im Herbst oder Frühling, oder azyklisch unter der Woche zu
unternehmen, ansonsten stört hier weniger inspirierender Jux &
Tollerei. Gerade im Herbst ist es hier am ruhigsten, die verhaltenen
Farben kehren die Schönheit der Lobau hervor, die von Nebelschlieren
umwobene Dechantlacke unterstreicht die Melancholie des Herbstes.
Während
Kinder lauschige Buchten für kleine Entdeckungsreisen in die Welt
des Wassers und der Amphibien finden, umkreisen wir den See oder rasten
auf einem der vielen Tischbänke.
Nun um die Dechantlacke herum zum Josefsteg, der über
einen der vielen mit Schilf bewachsenen Sümpfe führt und von
der aus sich das Gekreuch und Gefleuch zu unseren Füßen unmittelbar
beobachten lässt. Wenn der Wind durchstreicht, reiben die Stängel
aneinander und komponieren eine Wassermusik, wie sie nur hier erklingt.
Schon nach wenigen Schritten wird klar, worin die Hauptreize des Naturparks
Lobau bestehen: in seinem Nebeneinander von Seen, Teichen, sumpfigen Böden,
Lichtungen und Laubwäldern, die sich selbst überlassen bleiben.
Im weiteren Verlauf der Tour hält man sich bei diversen Abzweigungen
an die Schilder "Napoleonstraße" bzw. "Ölhafen".
Durch die Schröderallee zur nächsten Attraktion,
den Fasangarten Arm und die Panozzalacke,
ebenfalls wildromantische Uferpromenaden, die die ganze Schönheit
der Lobau in sich vereinen. Im Finale der 14. Rundumadum-Etappe an "Napoleons
Hauptquartier" vorbei, wo der legendäre Heerführer
seine Soldaten für die Schlacht von Aspern am 21. und 22. Mai 1809
(siehe unten) sammelte. Viel hat es ihm übrigens nicht genützt.
Von hier in wenigen Minuten zum Schlusspunkt der 14. Etappe, den Parkplatz
Panozzalacke in sprichwörtlicher Riechweite des Ölhafens
Lobau (Bus 91A).
Die
Panozzalacke im Morgenlicht
Etappe
15
Panozzalacke
– Nationalparkcamp (91A)
GZ
ca. 1,5 - 2 Stunden
Wer erinnert
sich nicht? 1984 besetzten tausende Naturfreunde bei eisiger Kälte
die Aulandschaft entlang der Donau, um den Bau des Kraftwerks Hainburg
zu verhindern. Mit Erfolg, die Pläne der Berufsbetonierer verschwanden
in gut verschlossenen Schubladen. Heute wissen wir, dass die Demonstranten
Recht hatten: Der Nationalpark Donau-Auen schützt eine der letzten
großen unverbauten Flussauen Mitteleuropas (9.300 Hektar) mit
unzähligen Tier- und Pflanzenarten und gehört heute zu den
beliebtesten und erholsamsten Grünoasen der Großstadt. Mehr
als 700 Pflanzenarten wachsen und gedeihen entlang der Donau, mehr als
30 Säugetier- und 100 Brutvogelarten sowie 8 Reptilien- und 13
Amphibienarten haben im Auwald ein Zuhause gefunden. Und auch im Wasser
herrscht reges Treiben - rund 60 Fischarten wurden nachgewiesen. Was
ist das alles gegen ein Kraftwerk? Ja, der Nationalpark Donau-Auen ist
ein wahres Naturparadies, das es auch weiterhin zu schützen gilt.
Weiter
also durch dieses großartige Biotop: Zuerst auf der alten Napoleonstraße,
bis der Weg rechts über Schienen führt und teils durch Wald,
teils über Äcker um den Ölhafen Lobau
herumführt (Achtung: Der Durchgang durch den Ölhafen Lobau ist behördlich verboten!). Hauptorientierungspunkt ist immer der Wegweiser "Großenzersdorf".
Mal wächst der Weg unter Gestrüpp und Schlingpflanzen beinahe
zu, dann wieder öffnen sich sonnige Wiesen zum Picknicken, Spielen,
Rasten. Vor dem Donau-Oder-Kanal nach links und direkt zum NationalparkCampLobau.
Kurz vor dem Ziel führt ein Pfad zum sog. "Übergang
der Franzosen". Wer gleich die nächste Etappe anhängen
will, biege gleich ein und folge unbedingt dem Groß-Enzersdorfer
Arm. Ansonsten ist beim Camp das Ziel der 15. Etappe erreicht (Bus 19A).
Eine der vielen
lauschigen Lichtungen
Etappe
16
NationalparkCampLobau–
Groß-Enzersdorfer Arm - Esslinger Furt
GZ
ca. 1,5 - 2 Stunden
Auch am Groß-Enzersdorfer Arm lässt man der Natur ihre Natur.
Ein Erlebnis
der besonderen Art wartet auf die jungen Besucher des NationalparkCampLobau,
die ehemalige Kommandozentrale der Au-Besetzung und heute Mahnmal für
Umweltschutz (mehr darüber siehe Etappe 15). Unter dem Mikroskop
können hier die kleinsten Lebewesen des Auwaldes beobachtet werden,
die größten Baumriesen gesucht oder Tiere bei ihrem Treiben
beobachtet werden. An Sommerabenden klingen die erlebnisreichen Stunden
mit einer Lagerfeueridylle aus. Übernachtet wird in einer "Zeltstadt",
die in der Lobau errichtet wird und den meisten Kindern als einzigartiges
Erlebnis noch lange in Erinnerung bleibt.
Vom Nationalparkcamp
(91A) am besten gleich beim Schild "Übergang der Franzosen"
dem Groß-Enzersdorfer Arm lang und immer wieder
an seine naturbelassenen Ufer getreten. Kinder, aber auch Erwachsene werden
hier eine Menge Staunens- und Erlebenswertes finden. Bei der Kasernbrücke
(Bank) links, dann rechts, wo man auf den regulären Weg der 16. Rundumadum-Etappe
trifft. Eben auf Kieselweg durch Laubwald Richtung Essling/Aspern. Das
Lobaumuseum wäre zwar schnell erreicht, nachdem
aber die Natur um uns sowieso Museum genug ist, lassen wir es links liegen.
Wenn der Weg nach Essling/Großenzersdorf ablenken will, bleiben
wir auf dem Kieselweg (Radweg) und marschieren Richtung Aspern weiter.
Nach einer großen Ackerlichtung ein Schilderbaum, dort rechts, über
zwei Brücken und schon hat man bei einem großen China-Restaurant
und Parkplatz die Esslinger Furt erreicht.
Zurück
zum Ausgangspunkt
Esslinger
Furt - Napoleonstein - Waldschule Lobau
GZ
ca. 2 - 2,5 Stunden
Erstaunlicher
Weise führt der Weg mitunter Äckern entlang.
Der
Kreis zurück zum Ausgangspunkt lässt sich leicht schließen,
ohne in einen Bus oder eine Straßenbahn steigen zu müssen.
Über die vorher erwähnten Brücken zurück und die
Äcker entlang grün markiert Richtung Aspern/Biberhaufen. Kurz
durch Wald, dann wieder über eine Lichtung, auf der folgenden Vorwerkstraße
rechts bis zum Napoleonstein, der die Napoleonstraße
markiert. Auf der Vorwerkstraße weiter bis zu einer Trinkwasser-Aufbereitungsanlage.
Grün markiert über den NaturlehrpfadObere
Lobau (Infos siehe unten) bis zum Josefsteg (siehe
Etappe 14), von dort entweder weiter durch die Luitpold-Stern-Gasse
(Gasthaus "Zum Knusperhaus", Greifvogelzuchtstation,
See) in den Biberhaufenweg (Raffinieriestraße)
oder wie bei Etappe 14 um die Dechanlacke herum in
den Dechantweg und am Roten Hiasl
vorbei zum Ausgangspunkt zurück.
7 Stunden
würde man bei flotter Gehweise, 9 Stunden bei gemäßigter
Gehweise für diese Lobauer Rundtour benötigen. Ausreichend
für einen traumhaften Tag.
Ein
See kurz vor dem Ziel in der Luitpold-Stern-Gasse
Im
Nationalparkhaus am Nationalparkeingang Dechantweg wird die Lobau spannend
und erlebnisreich präsentiert. Ziel ist, die Besucherinnen und
Besucher durch die vielfältigen Angebote für die Besonderheiten
der Donau-Auen zu begeistern und die Neugierde auf die Natur zu wecken.
Die großflächige Außenanlage, die vom Nationalparkhaus
aus zugänglich ist, symbolisiert eine "Auenlandschaft".
Ein begehbarer Holzpfad mit Aussichtsplattformen führt Kinder und
Erwachsene in "höhere" Sphären.
Die Ausstellung tonAU überrascht mit besonderen Hörerlebnissen.
Töne und Geräusche der Au entführen die Besucherinnen
und Besucher in die Welt der Donau-Auen. Die Hörerlebnisse reichen
von "Originaltönen" über Au-Symphonien und Märchen
bis zu Interviews. Tierlaute, Baumgeschichten und Aumärchen ertönen
aus Baumstämmen, Wänden und biegsamen Rohren.
Im Eingangsbereich befindet sich eine Infostelle, die während der
Öffnungszeiten des Nationalparkhauses betreut wird. Hier können
verschiedene Broschüren, die Wanderwegekarte der Lobau, Bücher
zum Thema Nationalpark Donau-Auen, Ökologie und Natur sowie verschiedenste
Artikel zum Entdecken und Erforschen der Au, wie Lupen und Bestimmungsbücher,
erworben werden.
In regelmäßigen Abständen werden Führungen zu verschiedenen
Themen angeboten. Expertinnen oder Experten vom Nationalparkhaus führen
die Besucherinnen und Besucher in die Au. Die Führungen starten
im Nationalparkhaus und werden ab sechs Personen durchgeführt.
Anmeldung erforderlich!
Weitere Informationen und Anmeldung zu den Führungen
an der Infostelle des Nationalparkhauses oder unter der Telefonnummer
(+43 1) 4000-49495 oder mit nh@m49.magwien.gv.at
Naturlehrpfad
Obere Lobau
Der
Naturlehrpfad Obere Lobau gibt einen sehr guten Einblick in das Ökosystem
Auwald.
Die Gehzeit des insgesamt drei Kilometer langen Naturlehrpfades variiert
zwischen einer und drei Stunden (je nach Route). Eine Exkursion dauert
zwischen zwei und zweieinhalb Stunden.
Die beiden Zugangspunkte Saltenstraße und Dechantlacke sind mit
öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar: Saltenstraße:
Linie 93A (Lobaugasse), von dort etwa fünfzehn Minuten Gehzeit
bis zum Nationalparkeingang Saltenstraße; Dechantlacke: Linie
91A (Roter Hiasl), anschließend fünf Minuten Fußweg
bis zum Nationalparkeingang Dechantlacke.
Der
Weg verläuft mit Ausnahme einiger Grabenquerungen meist eben und
ist befestigt, daher auch bei Schlechtwetter gut begehbar.
Die
einzelnen Stationen des Naturlehrpfades sind mit beschilderten Holzpflöcken
markiert. Anhand der Bildzeichen auf den Schildern, wie zum Beispiel
Schmetterling oder Frosch, können die erläuternden Stellen
leicht im begleitenden Naturlehrpfad-Folder gefunden werden. Bilder,
Zeichnungen und Texte im Folder geben interessante Einblicke in die
Lebensgemeinschaften der Lobau, sind verständlich gestaltet und
für Kinder gut geeignet. Der Naturlehrpfad-Folder liegt in Entnahmebehältern
bei den Zugängen zum Lehrpfad bereit bzw. ist auch in der Nationalpark-Forstverwaltung
Lobau erhältlich.
Josefsteg
- Brücke durch das Schilf
Im
Dezember 2001 wurde der Josefsteg eröffnet - eine Voraussetzung
dafür, dass auch nach Anhebung des Wasserspiegels der Fasangartenarm
überquert werden kann. Der Holzsteg hat eine Länge von 145
Metern und wurde vom österr. Bundesheer (Pionierbataillon 3 in
Melk) innerhalb von 5 Wochen errichtet.
Panozzalacke
- seit kurzem wieder Heimat für den Biber
Nach
ihrer Aussetzung wählten die Tiere zuerst die Untere Lobau als
ihre Heimstätte. In den letzen Jahren besiedelten sie auch die
Gewässer der Oberen Lobau und die Neue Donau. Auch Wienfluss, Liesingbach
und Marchfeldkanal zählen nun wieder zum Lebensraum für den
Biber. Wichtig ist dabei ein ausreichender Wasserraum; die Nagetiere
bauen ihre Biberburgen in den Uferböschungen - wobei der Eingang
möglichst unter Wasser liegt. Als Nahrung dienen ihm junge Triebe,
Knospen, Wasserpflanzen und Rinde. Um an das Pflanzenmaterial heranzukommen,
fällt der Biber Bäume.
Die Fällungen haben übrigens auch eine ökologische Bedeutung:
auf den entstehenden Lichtungen können sich zahlreiche Pflanzen
ansiedeln, die neuen Lebensraum für Kleinsäuger, Vögel
usw. bieten. Auf diese Weise trägt der Biber zur Erhaltung und
Zunahme der Artenvielfalt bei.
Die
Schlacht bei Aspern
Am
21. und 22. Mai 1809 war die Lobau Schauplatz der Schlacht bei Aspern.
Zwar fanden die eigentlichen Kampfhandlungen nördlich davon auf
freiem Feld und teilweise auch in den Ortschaften (besonders Aspern
und Eßling) statt, doch unternahm Napoléon im Bereich der
Lobau von Kaiser Ebersdorf her einen Übergang über die noch
nicht regulierte Hochwasser führende Donau. Nach der Schlacht zog
er sich mit seinen Truppen auf die Lobau, die damals eine Insel zwischen
Armen der Donau bildete, zurück und schlug hier für einige
Wochen sein Hauptquartier auf. Noch heute erinnern daran topografische
Bezeichnungen wie Napoleonstraße sowie verschiedene Denkmäler,
z.B. bei Napoleons Hauptquartier (bei der Panozzalacke), Napoleons Pulvermagazin,
dem Franzosenfriedhof sowie Übergang der Franzosen (südlich
von Groß-Enzersdorf) sowie der Napoleon symbolisierende Asperner
Löwe.
Schwierigkeiten:
Keine.
Die Wege sind eben und verlaufen großteils über Schotter und
Kies. Für Kinderwägen kein Problem.
Tipp:
Nachdem
die Wege auch mit Fahrrädern befahren werden dürfen, kann die
Tour alternativ auch auf Schusters Rappen absolviert werden. Sicher eine
flottere, aber weniger gemütliche Vorgangsweise.
Gesamtgehzeit:
ca.
7-9 Stunden
Beste
Jahreszeit:
Will
man seine Ruhe haben, empfiehlt es sich, die Tour unbedingt außerhalb
der Badesaison und unter der Woche zu unternehmen.
Kinder:
Eine
Traumtour auch für Kinder. Die Tour als ganzes ist zwar zu lange,
für Jüngere empfehlen sich einzelne Etappen, die aber mit Fernglas,
Lupe und Gummistiefeln.